Yardi Kube: A single connected platform for flexible workspace management
Yardi Kube
Wir blicken wir heute auf die Zukunft des Coworkings. Die neue Arbeitsform blickt zwar noch nicht auf die mehr als hundertjährige Geschichte der Arbeiterbewegungen zurück und kam bisher auch ohne Aufstände und Revolutionen aus. Wir fragten jedoch neun Coworking Aktivisten und Space Betreiber, wie sich Coworking in den nächsten fünf Jahren entwickeln wird. Die Mehrheit prophezeit eine Entwicklung, die nicht nur einen Teil des Arbeitsmarktes umwälzt. Möglicherweise bleibt auch der Begriff des ‚Coworking’ auf der Strecke.
By Carsten Foertsch - September 06, 2011

Coworking ist eine Bewegung von Menschen, der sich anfangs überwiegend kreative Freiberufler und Kleinunternehmende, in den letzten beiden Jahren jedoch auch zunehmend immer größere Unternehmen anschlossen. Ausgehend von der aktuellen Zahl von Coworking Spaces und ihrem durchschnittlichen Mitgliederaufkommen arbeiten heute weltweit etwa 40.000 Coworker in den neuen Arbeitsräumen.

Die Zahl mag sich klein anhören. Und auch wenn sie sich weiter jährlich verdoppeln und in fünf Jahren die Marke von 200.000 erreichen würde, bliebe sie weiterhin ein stark vernetzter Markt, aber einer, der weiter aus der Nische heraus arbeitet.

Wenn das Wort 'Wenn' nicht wäre. Schließlich findet Coworking nicht nur in Coworking Spaces statt. Coworking wird nach Meinung unserer Befragten weite Teile anderer Arbeitswelten stark verändern.

Aus diesem Grund fragten wir nach der Zukunft der Coworking Bewegung sowie der Coworking Spaces selbst. Auch wenn die Antworten darüber mehrere Bücher füllen könnten. Wir starten heute einfach damit.

Coworking differenziert sich aus und wird nicht nur Coworking heißen

Für Tony Bacigalupo von New Work City wird Coworking in den nächsten fünf Jahren „weiter stark wachsen, weil mehr und mehr Menschen für die Fortsetzung ihrer Karriere ihre Arbeits- und Lebensbedingungen ändern werden. Coworking wächst mit diesen Leuten, doch es wird nicht mehr immer ‚Coworking’ heißen. Die sichtbare Unterscheidung zwischen ‚Coworking’ und ‚Arbeit’ nimmt zunehmend ab. Diese Entwicklung wird mehr als fünf Jahre beanspruchen. Und sich vor allem dadurch auszeichnen, dass Coworking häufiger außerhalb der Coworking Spaces stattfindet – in Großunternehmen, Bibliotheken und weiteren öffentlichen und privaten Orten.“

Auch die Coworking Spaces selbst werden sich weiter ausdifferenzieren: „Wir sehen zukünftig große und kleine Coworking Spaces in großen wie in kleinen Städten, die sich auf bestimmte Industrien spezialisieren oder auf gar keine. Darunter Franchise-Ketten mit schwachen Gemeinschaften aber großen Netzwerken genauso wie mehr kleine Spaces, die von ihren starken Gemeinschaften leben und ihren Mitgliedern noch stärker mit einer größeren Vielfalt an Diensten und Hilfen unterstützen.

Für Beth Buczynski von GoneCoworking wird Coworking vor allem in großen Städten eine zunehmende Bedeutung erlangen: „und sie werden möglicherweise noch größer werden. Die Idee von Coworking Franchises kann man bereits heute in Kalifornien verfolgen.“

Coworking wird als Arbeitsstil von großen Unternehmen adaptiert, um ihre Produktivität zu steigern

Ähnlich sieht es Steve King von Coworking Labs: „Coworking ist ein Arbeitsstil, der sich kollaborativ, kooperativ, organisatorisch und krossfunktional auf Projekte orientiert und nicht auf bestimmte Abteilungen oder Unternehmen reduziert, und gewinnt als solcher Stil weiter an Normalität.

Freiberufler, kleine Unternehmen und Start-ups werden die Coworking Bewegung weiter treiben. Großunternehmen diesen Arbeitsstil als Methode jedoch übernehmen und adaptieren, um ihre Produktivität und das Engagement ihrer Mitarbeiter zu steigern.

Die Zahl der weltweiten Coworking Einrichtungen sehe ich exponentiell weiter wachsen mit mehr traditionellen, auf Büros basierenden Coworking Spaces sowie mit ihrer Zunahme in Entwicklungs- und Schwellenländern.

Ebenso wird das Wachstum durch die größere Vielfalt von Arbeitsumgebungen getrieben, die Coworking anbieten. Unternehmen aller Größen und Arten werden eigene Coworking Spaces aufbauen. Sogenannte ‚Dritte Orte’ zwischen Freizeit und Arbeit, wie Hotels und Bibliotheken nehmen eigene Coworking-Angebote auf, auch Orte, die bisher keine klassische Büroumgebung besitzen, wie Industriebetriebe, Labs, Gemeinschaftsküchen werden Coworking-artige Einrichtungen starten.“

Die Fixierung auf Preise ist das größte Risiko für Coworking Spaces

„Ich denke ebenfalls, dass wir in fünf Jahren noch mehr Vielfalt bei Coworking sehen, mit der die Bewegung wächst“, meint Alex Hillmann von Indyhall in Philadelphia: „Coworking wird etwas sein, was jeder kennt, jeder praktizieren kann und jeder willkommen ist, sich daran zu beteiligen.

Coworking wird nicht mehr auf eine Mehrheit von Freiberuflern und die mobile Arbeitswelt beschränkt sein, so wie wir es heute kennen. Wir sehen ja bereits heute den Einfluss auf die Welt der Wissenschaft und die der Regierungen. Kleine und selbst große Unternehmen mit ihren Teams entdeckten bereits die Vorteile, die mit Coworking verbunden sind.

Ich erwarte auch, dass Coworking in fünf Jahren sein Image als ‚trendigen’ Arbeitsstil hinter sich lässt und der signifikante Erfolg dahinter besser dokumentiert und verstanden wird. Wir werden auch mehr aus Misserfolgen lernen. Dies ist wichtig für die langfristige Gesundheit und Stärke des Coworkings. Best practice Beispiele beinhalten nicht nur, ‚wie es am besten funktioniert’, sondern auch, ‚wie wir es machten, es überhaupt nicht funktionierte und warum’.

Zu den größten Risiken für die Coworking Spaces zählt Alex, wenn Leute und Unternehmen ‚Coworking’ nur als Instrument der Kostensenkung betrachten: „Das ist unser Risiko Nummer 1 und warum ich auch die „Finde einen Tisch“-Systeme etwas fürchte, die viele Coworking Spaces nutzen, um neue Mitglieder zu gewinnen.“

Diese Befürchtung teilen wir bei Deskmag weniger, schließlich sagt ein Tisch für 100 oder 300 Dollar nichts über die Qualität einer Gemeinschaft aus. Weil die Qualität nur subjektiv bewertet werden kann, außer die Tische stehen gänzlich leer. Letztlich stimmen die Nutzer mit ihren Füßen darüber ab, ob der Preis mit den Angeboten und der Gemeinschaft mithält. Wie jedes Geschäft, können Coworking Spaces mit Niedrigpreisen neue Mitglieder anziehen, aber sie werden sie genauso schnell wieder verlieren, wenn ihre Qualität nicht stimmt.

Alex rät daher, sich um eine starke Gemeinschaft zu bemühen und diesen Vorteil als Führer dieser Bewegung zu kommunizieren. "Ansonsten wird Coworking auf einen Begriff reduziert, der einfach für jede Art von offenen Arbeitsräumen steht. Deshalb ist es auch extrem wichtig, unsere Anstrengungen auf die nachhaltige Entwicklung von Grundwerten für die Gemeinschaften zu legen, mit denen wir Best Practice Beispiele vorgeben.“

Coworking Spaces vs. Business Centren

Dieses Risiko sieht auch Angel Kwiatkowski von der Cohere Community: „Ich befürchte, ansonsten wird die Definition von Coworking verwässert und mehr mit Business Centren und Immobilienmanagement-Unternehmen verbunden, was mich als Coworking Enthusiasten sehr traurig machen würde.“

Massimo Carraro vom italienischen Coworking Project sieht in den nächsten fünf Jahren ebenfalls den Unterschied zwischen diesen Arbeitsräumen schwinden: „Business Centren sind heute teuer und mehr auf Privatsphäre fixiert. Das Coworking-Konzept haben die meisten von ihnen noch nicht begriffen.

Aber ich sehe, wie einige Business Centren bereits an einer Änderung ihres Konzeptes arbeiten. Sie posten Coworking-Anzeigen, was wir vor drei Jahren noch nicht hatten. Sie senken die Preise, reißen Wände aus ihren Gebäuden raus und platzieren große Tische in ihre Räume. Wenn sie sich jedoch nicht um die Menschen an den Arbeitsplätzen kümmern, werden es traurige Plätze bleiben, an denen die Leute allein arbeiten.“

Bleiben kleine Coworking Spaces wegen höherem Konkurrenzdruck auf der Strecke?

Ähnlich betrachtet es Anni Roolf, Organisatorin der europäischen Jelly Week und der Coworking-Inititative Wuppertal. Mit den  ausdifferenzierten Geschäftsmodellen verschiedener Philosophien und Größen, großen neben kleinen Low Budget Playern, befürchtet sie, dass vor allem kleine Coworking Spaces bei höherem Konkurrenzdruck auf der Strecke bleiben könnten.

Dafür wird für sie die öffentliche Förderung dieser Einrichtungen zunehmen, Unternehmen Teile ihrer Arbeitsräume als Schnittstelle für externe Freiberufler öffnen. Und ein institutionalisierter Verband wird die Interessen der Coworking Bewegung als Lobbyeinrichtung in Politik und Gesellschaft vertreten.

Die Coworking Bewegung wird sich in Zukunft auf zwei Typen von Spaces verteilen

Eric von der Mutinerie in Paris bewertet die Entwicklung etwas pragmatischer: „Heute sammeln sich um Coworking verschiedenste Dienste und Geschäftsmodelle. Von fünf Freunden, die sich ihre Arbeitsräume und Ausgaben teilen bis zu vereinten Netzwerken mit mehr als tausend Coworkern und verschiedenen Typen von Mitgliedschaften.

Manche der Geschäftsmodelle gewinnen in den nächsten fünf Jahren an Gewicht, insbesondere die gesponserten Formen sehen wir zukünftig häufiger. Viel mehr Unternehmen begreifen den Wert von Gemeinschaften unabhängiger Freiberufler und werden sich um engere Bindungen zu ihnen bemühen. Die meisten Coworking Spaces müssen jedoch noch das geeignete Geschäftsmodell finden, um sich zu nachhaltig zu etablieren oder um zu expandieren.

Ich denke, die Coworking Bewegung wird sich in zwei Hauptkategorien teilen. Zum einen kleine Coworking Spaces mit einer besonderen Identität, die auf starken lokalen Gemeinschaft basieren, zum anderen große Networks, die mehr und preiswerte Dienste anbieten, und ihre Größenvorteile bei den Kosten nutzen, mit denen sie Gewinne erwirtschaften und expandieren.“

Jede Aussage über die Zukunft von Coworking verengt ihr Potenzial

Araceli Camargo vom Cube in London würde sich dagegen nicht auf eine zu detaillierte Bewertung einlassen: „Coworking ist ein solch kollaborativer und vielfältiger Organismus. Abgesehen davon, dass wir noch über eine sehr junge Industrie sprechen, entwickelte sie bereits so viele Zweige, Anwendungen und Visionen, dass jede mögliche Aussage über ihre Zukunft nur ihr Potenzial einengen würde."

Nächste Woche geht es weiter mit einem Artikel, wie sich die Betreiber die Entwicklung der Coworking Bewegung und ihrer Spaces am liebsten wünschen würden.

ssfCoworking Trends Survey

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