Ein Gastbeitrag von Angel Kwiatkowski von der Cohere Coworking Community in Fort Collins, Colorado (USA):
Klar, es gibt etliche Coworking Spaces, die eine Mischung aus privaten und offenen Bereichen bieten. Wahrscheinlich machen sie gutes Geld mit den Boxen hinter verschlossenen Türen, aber diese Bereiche untergraben jede Gemeinschaft, die auf Coworking ausgelegt sind.
Physische Barrieren für Kreativität:
Lass uns mit etwas einfachem anfangen. Türen und Wände erschweren es, innovativ und kreativ mit jeglicher Art von Spontaneität umzugehen. Denk zurück an deinen letzten Bürojob. Wie fühltest du dich, als du wegen eines Problems oder einer beim Chef anklopfen musstest? Verschüchtert? Unerwünscht? Lästig? In einem Coworking Space mit privaten Büros ist es nicht ganz so hart, aber letztlich zaubern sie ähnliche Gefühle. Stattdessen nutze die Nähe zueinander, die wahres Coworking ausmacht und lass Leute an den Tischen gegenüber sitzen. Dies ermutigt viel mehr zum natürlichen Austausch von Ideen.
Gefühlte Barrieren für Zusammenarbeit:
Hast du das Gefühl, du könntest mühelos mit deinem Chef zusammenarbeiten, wenn er allein in seiner ausladenden Büroecke sitzt. Wahrscheinlich nicht. Und denkst du, der brandneue Freelancer wird mühelos mit den erfahrenen Selbstständigen oder Kleinunternehmern zusammenarbeiten, wenn er ebenfalls in einer einsamen Raum seine Arbeit verrichtet? Wahrscheinlich ebenso nicht.
Das Tolle an unserem Coworking Space ist, dass niemand allein und verlassen irgendwo rumsitzt. Niemand arbeitet an einem besonders seltenen Holzschreibtisch oder mit einer goldenen Plakette auf dem Arbeitsplatz. Erfahrene Freelancer sitzen neben Frischlingen. Fragen können frei gestellt werden, man kann Ideen mit den Neulingen teilen, die wiederum auf der Suche nach weiteren Kunden sind. Klar könnten die etablierten Freiberufler sich möglicherweise ihr eigenes Büro leisten. Aber sie erkannten, dass solche Räume den Reichtum aus ihrer Gemeinschaftserfahrung nicht aufwiegen könnte.
Die Haben- oder Nicht-Haben-Mentalität:
Die traditionelle Arbeitswelt lehrte uns, ‚du hast es geschafft, wenn du in deinem eigenen Büro sitzt’. Heute ist ein Eichentisch, das Messing-Schild an der Tür und eine fantastische Aussicht, die man mit niemandem teilen muss, so bedeutend wie der Schwanzvergleich unter den Angestellten. Sind Leute, die in einem privaten Büro sitzen, wirklich produktiver oder professioneller? Da habe ich meine Zweifel. Auch wenn es nicht so ausgeprägt ist, in Coworking Spaces würde dieses geistig schädigende Kastensystem durch die räumliche Trennung verschiedener Arbeitsbereiche wieder aufleben.
Ich besuchte schon einige Spaces, wo echtes Coworking von privaten Büros umgeben war. Wer es sich leisten konnte, huschte weg und schloss die Tür hinter sich, völlig ignoriend, welches Potenzial in der Zusammenarbeit und der darin liegenden Kreativität liegt. Und zur Hölle, vor allem in dem allgemeinen sozialen Miteinander. Und die Coworker mittendrin erhielten den Eindruck, sie gehörten zu einer niedrigeren Klasse, deren Arbeit weniger wert wäre, weil sie sich keine Tür leisteten. Was mich zum letzten Punkt führt:
Türen sind Scheiße!
In unserem Coworking Space besitzen wir ganze drei davon, eine für den Telefonbereich, einen für den Konferenzraum und einen für die Toilette. Türen sind dafür da, um Dinge auszuschließen und/oder sich dahinter behüteter und sicherer zu fühlen. Also wenn du nicht gerade einen Raum zum ungestörten Fluchen, für eine Powerpoint-Präsentation oder zum Pinkeln brauchst, dann braucht es keine Tür.
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