Wie geht es den Coworking Spaces nach zwei Jahren Pandemie? Die große Mehrheit der befragten Coworking Spaces beschrieb ihre derzeitige Situation als gut oder befriedigend (79%). Im Vorjahresvergleich verdoppelte sich in Europa der Anteil derer, die ihre Lage als ‘gut’ einschätzten.
Insgesamt zwei Drittel aller befragten Unternehmen verzeichneten im letzten Quartal 2021 einen Mitgliederzuwachs. Jedes zweite steigerte die Einnahmen und ebenso häufig die Profitabilität. In Nordamerika wurde die aktuelle Geschäftslage allgemein noch besser bewertet.
Die Corona-Pandemie ist weiterhin ein einflussreicher Faktor
Die Ursachen dafür liegen vermutlich in der unterschiedlichen Verbreitung und damit im unterschiedlichen Umgang mit den Corona-Varianten begründet.
Das Pandemiegeschehen und gesetzliche Vorgaben wurden nicht regional und in jedem Detail erfasst. Jedoch zeigten sich während der Befragung in Europa insgesamt schärfere Maßnahmen gegen das Corona-Virus, die Coworking Spaces betrafen. Hier wurden die Home-Office-Pflicht und das Verbot von größeren Veranstaltungen deutlich häufiger genannt. Während in Nordamerika die Maßnahmen neben den physischen Abstandsregeln öfter auf das Tragen einer Maske am Arbeitsplatz beschränkt blieben.
Insgesamt führte die ‘Angst vor dem Corona-Virus’ die weltweite Liste mit den größten wirtschaftlichen Einschränkungen jedoch mit deutlichem Abstand an. Ungefähr ein Viertel der befragten Spaces sahen sich durch eine fehlende Planungssicherheit wirtschaftlich limitiert.
Mehr Coworking Spaces mit Verlusten als Gewinn
Im Vergleich zu Erhebungen vor der Pandemie sank der Anteil gewinnerzielender Spaces deutlich. Weltweit gab es im Jahr 2021 mehr Coworking Spaces, die Verluste als Gewinne erzielten. Kleine Ketten mit 2-4 Standorten waren überraschenderweise etwas weniger betroffen als solche mit nur einem oder besonders vielen Standorten. In Nordamerika konnten relativ mehr Spaces die Gewinnzone erreichen als in Europa.
Besprechungsräume sind gefragter denn je
Die pandemischen Bedingungen beeinflussen erheblich, welche Angebote von flexiblen Arbeitsräumen nachgefragt werden. Vor allem Meeting Spaces waren Ende letzten Jahres besonders begehrt, bedingt durch die vermutlich weiterhin hohe Zahl an virtuellen Besprechungen. An der Spitze folgten in Nordamerika Einzelbüros, vermutlich weil dort der Maskenzwang am Schreibtisch öfter wegfiel, während in europäischen Großstädten Teambüros stark nachgefragt wurden.
Die Nachfrage nach flexiblen Schreibtischarbeitsplätzen, sogenannte Hot Desks, fiel durchwachsen aus. In Europa lag sie deutlich über dem weltweiten Durchschnitt. In Nordamerika waren dagegen Eventräume wieder gefragter.
Aus der Nachfrage lässt sich nicht schließen, wo die höchsten Einnahmen erzielt wurden. Die meisten Workspaces gaben 'Private Büros’ als wichtigste Einnahmequelle an. Die Vermietung von Schreibtischplätzen in offenen Bereichen folgt auf Platz zwei. ‘Meeting Spaces’ wurden als drittwichtigste Einnahmequelle genannt. Die Vermietung von Eventspaces platzierte sich auf dem vierten Rang.
Mehr als ein Drittel der Coworking-Kapazitäten sind aktuell verfügbar
Coworking Spaces arbeiten mit verschiedenen Geschäftsmodellen, die eine allgemeine Einschätzung der Gesamtauslastung erschweren. Wir fragten deshalb nicht nur danach, wie stark ihr Angebot derzeit beansprucht wird, sondern auch, wie viel sie ausgehend von ihrer maximalen Kapazität an potenziell neuen Mitgliedern und Nutzern noch aufnehmen könnten, bis sie komplett voll wären und keine weiteren Kunden mehr annähmen.
Ausgehend davon waren die befragten Unternehmen durchschnittlich zu 60% ausgelastet. Dabei ergaben sich kaum Unterschiede zwischen den einzelnen Kontinenten. In Europa konnten durch strengere Corona-Vorschriften 9% der vorhandenen Kapazitäten gar nicht angeboten werden und waren gesperrt. In Nordamerika lag die Sperrrate bei nur 2%. Während der Pandemie fanden jedoch bereits Änderungen der Geschäftsmodells an die pandemische Lage statt, weshalb potenziell zu sperrende Bereiche vermutlich bereits umgenutzt wurden.
Generell waren Coworking Spaces umso besser ausgelastet, je länger sie existierten. Mit zunehmenden Alter fielen altersbedingte Unterschiede allerdings weg. Ebenso stieg die Auslastung mit der Größe und Anzahl der Standorte. Faktoren, die ebenso mit dem Alter zusammenhängen. Die Auslastung lag in der jedoch selbst in der jeweils größten oder ältesten Gruppe im Durchschnitt nicht über 65%.
Ausblick: 2022 hält der Positivtrend an
Die meisten befragten Betreibenden von flexiblen Arbeitsräumen blickten positiv auf das beginnende Jahr 2022.
Im Vergleich zu den vorhergehenden Monaten fielen die Erwartungen vor allem in Europa einerseits reservierter aus. Nachdem die Delta-Welle gerade ihren Höhepunkt überschritt, lief hier während der Befragung gerade die Omikron-Welle an.
Andererseits zeichneten die Prognosen in den einzelnen Punkten jedoch insgesamt ein optimistischeres Bild als der Rückblick. 75% der Befragten rechneten mit einem Mitgliederzuwachs, etwa 60% mit höheren Einnahmen und einer verbesserten Profitabilität. Fast jedes vierte Unternehmen plante für den Jahresbeginn sogar mit Expansionen.
Auch die Betreibenden selbst waren mit ihrer eigenen beruflichen Situation mehrheitlich eher oder sehr zufrieden. Wobei die Befragten in Nordamerika wieder ein bisschen besser gestimmt ins neue Jahr starteten als ihre Kolleginnen und Kollegen in Europa.
Die Ergebnisse erhältst du hier als PDF.
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Die folgenden Vereinigungen und Unternehmen unterstützten die Befragung und bewarben sie in ihren Newslettern:
Cobot, Coworking Europe, Everything Coworking,
European Coworking Assembly, Coworking Germany, Coworking Canada,
Coworking Switzerland, Coworking Ukraine, CoworkLand,
Seats2Meet, RubberDesk, Spacebring,
This Week in Coworking, DeKamer, Work & Meet,