„This week is the first week of coworking, something I am setting up“ schrieb Brad Neuberg in San Francisco zur Eröffnung des ersten sogenannten Coworking Spaces im Spiral Muse, einem Vereinszentrum für Wellness und Frauennetzwerke. Der Space bot bis zu acht Arbeitsplätze, gemeinsame Mittagessen, meditative Pausen, Radtouren und Massagen. Um 18 Uhr wurden sie für ihre Work-Life-Balance wieder nach Hause geschickt.
Ein Selbstläufer wurde daraus nicht. Nach einem Jahr endete das Projekt. Die Idee gemeinsamer & flexibler Arbeitsräume für Leute, die nicht allein zu Hause arbeiten möchten, lief jedoch an anderen Orten weiter.
Sie entstand nicht allein in San Francisco, sondern unabhängig voneinander in vielen Teilen der Welt, in denen Freelancer und kleine Unternehmen ihre isolierte Arbeitssituation satt hatten. Brad Neuberg's dokumentierte Initiative in Spiral Muse gab der heutigen Coworking-Bewegung jedoch ihren Namen.
Coworking Spaces bieten selten nur einen Platz zum Arbeiten. Wie Spiral Muse setzen sie auf eine kollaborative Atmosphäre, die ihre Mitglieder bei der Arbeit unterstützen. Dazu gehören neben Tisch, Stuhl, Internet auch Veranstaltungen, Workshops – und manchmal eben auch Massagen. Die individuelle und stetige Anpassung auf die Bedürfnisse der Mitglieder gehört zum Konzept. Kaum ein Coworking Space gleicht dem anderen.
So wunderbar individuell für die Mitglieder, so schwerer die Erhebung der Spaces. Wir checkten mehr als 2200 Websites, die ihre Coworking Spaces vorstellen. Cafés eröffnen Coworking Räume,Inkubatoren richten offene Coworking-Bereiche ein. Unternehmen teilen ihre Geschäftsräume mit Freelancern. Das sind Entwicklungen, die wir begrüßen. Aus statistischen Gründen zählen wir wie immer die Spaces, die offene Arbeitsräume anbieten und sie als Kerngeschäft ausweisen. Ebenso berücksichtigen wir nur Spaces, die ihre Mitglieder vertraglich nur kurzfristig binden, denn nur sie bieten die Basis für eine freiwillige, langfristige Gemeinschaft.
Neben den Daten unserer Schwesterseite Deskwanted nutzen wir auch alle anderen Kanäle, die eine akkurate Zählung neu eröffneter und geschlossener Coworking Spaces erleichtern.
684 Coworking Spaces in den USA, 729 in der EU
Wir zählten 1779 Coworking Spaces, 93% mehr als letztes Jahr. Knapp 700 davon befinden sich in den USA, etwas mehr als 700 in der EU. Innerhalb der Europäischen Union bleibt Deutschland mit 167 Coworking Spaces an der Spitze. Spanien und Großbritannien legten hier am stärksten zu und besitzen jetzt jeweils 114 und 98 Coworking Spaces.
Im Vergleich der Kontinente liegt Nordamerika mit Europa gleichauf. Beide zusammen vereinen 85% aller Coworking Spaces weltweit. Relativ den größten Sprung machten jedoch wieder Asien, Lateinamerika und 'Ozeanien'. Dort können sich Leute über besonders viele Coworking Spaces in Australien, Japan und Brasilien freuen.
Spanien und Australien bieten die höchste Coworking Dichte - pro Einwohner
Die Entwicklung wirkt sich auf die Dichte aus. Die meisten Coworking Spaces pro Einwohner befinden sich jetzt in Spanien und Australien. Interessant: in den ersten zehn Ländern kommen jetzt mindestens etwa eine halbe Million Einwohner auf einen Coworking Space. Mag sich das Wachstum in einzelnen Ländern zeitlich unterscheiden, sie passen sich eigentlich nur einander an.
Wobei wir in dieser Erhebung nur die Anzahl der Spaces und nicht ihre Größe berücksichtigen können. Aus der Global Coworking Survey wissen wir jedoch, dass die USA in diesem Fall noch besser abschneiden würden. Neu in die Top 10 kam Singapur. Der Stadtstaatzählt jetzt mehr als zehn Coworking Spaces, bei etwa fünf Millionen Einwohnern.
New York, Berlin und London sind die Coworking Hotspots - im weltweiten Vergleich
Im direkten Städtevergleich würde es anders aussehen. Wer in einem Coworking Space arbeiten möchte, kann in New York zwischen 63 verschiedenen Angeboten wählen. Darauf folgt Berlin mit 48 Coworking Spaces. Zusammen mit London, Tokyo, Barcelona und San Francisco existieren jetzt sechs Städte, die mehr als 30 Coworking Spaces beheimaten.
Schwaches Wachstum im letzten halben Jahr, weil...
In der Erhebung unterschieden wir das Wachstum innerhalb eines Jahres (seit August 2011) und des letzten halben Jahres (seit Februar 2012). Dabei fällt das Wachstum in den letzten sechs Monaten, aufs gesamte Jahr hochgerechnet, deutlich schwächer aus. Der Grund dafür lässt sich einfach erklären. Der Frühling (auf der Nordhalbkugel) führt zu einem Schub neuer Coworking Spaces. Die meisten öffnen jedoch im September, Oktober und Januar.
Wie immer sagen die Zahlen nichts konkret über die einzelnen Coworking Spaces und wie gut sie als kollaborative Arbeitsräume laufen. Mit dem Wachstum steigt jedoch die Wahrscheinlichkeit, dass mehr Leute Coworking Spaces in ihrer Nachbarschaft finden, die ihnen gefallen.
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Heute feiert Coworking Geburtstag, und dazu gehören Geschenke - z.B. in einer papiersparenden Version als PDF. Die interessantesten Ergebnisse der Coworking Survey fassten wir in einem Booklet (8MB!) zusammen, das ihr öffentlich bei Dropbox herunterladen und teilen könnt. Für die Grafik danken wir Philipp Striegler, der uns auch die Coworking Infografik erstellte.