Yardi Kube: A single connected platform for flexible workspace management
Yardi Kube
Funktioniert Coworking in traditionellen Büros? Klar, meint Massimo Carraro. Mit dem von ihm initiierten Coworking Project zeigt er seit 2009, dass auch kleine und große Unternehmen externe Freelancer in ihren Büros herzlich willkommen heißen. Fast 60 Spaces sind mittlerweile dabei, die sich über ganz Italien und auf einen Standort in Barcelona erstrecken. Warum sich die öffentliche Verwaltung stärker in diesem Bereich engagieren sollte und eine neue Finanzkrise nicht unbedingt eine Flut neuer Anmeldungen in Coworking Spaces auslöst, auch darüber machte sich Massimo einige Gedanken.
By Carsten Foertsch - Juli 29, 2011

Das Coworking Project stellt in vielen Aspekten eine Besonderheit dar. Italien besitzt eine der höchsten Freelancer-Raten Europas und trotzdem entstanden bisher nur verhältnismäßige wenige 100% Coworking Spaces. Eine gesetzliche Regelung steht der selbsttragenden Entwicklung dieses jungen Geschäftsmodelles eher entgehen.

Die Philosophie des Netzwerkes basiert daher auf der Idee, mit wenigen Mitteln auf bereits bestehenden Einrichtungen aufzubauen. Nicht nur Design-, Architektur- oder Softwarestudios öffnen ihre Infrastruktur für Coworker, sogar Maschinenbauunternehmen sind mit von der Partie.

Als Massimo seine Werbeagentur ‚Monkey Business’ im Jahr 2008 mit seinem persönlichen „Coworking Project“ für Coworker öffnen wollte, stand er jedoch zunächst vor dem rechtlichen Problem. Die italienischen Gesetze verbieten eigentlich die Untervermietung von Räumen, wenn sie selbst nur angemietet sind.

Er wäre jedoch kein richtiger Italiener, wenn er sich den staatlichen Regularien einfach so ergeben hätte: „Wir fanden als erstes Büro einen legalen Weg mit unserem Anwalt.“ Die Arbeitsplätze werden im rechtlichen Sinne nicht untervermietet, sondern funktionieren wie Meeting Spaces, in denen Unternehmen ihre Kunden einladen und ihre Infrastruktur nutzen lassen können.

Begeistert von der Coworking Idee kontaktierten ihn in den folgenden Monaten viele Leute, die etwas Ähnliches starten wollten. Doch „wir warteten erst auf unsere Erfahrungen, bevor es anderen vorschlugen." Ein Jahr später ging es los.

Zu den wichtigsten Erfahrungen mit ihren eigenen sieben Tischen für Coworker gehörte, dass „Coworking nicht dein Gehalt zahlt. Deshalb empfahlen wir es nur bereits bestehenden Einrichtungen. Wir denken auch, es ist der nachhaltigste Weg, um Coworking zu etablieren“.

Der größte Nutzen entstand für Massimo aus dem Kontakt und den Kollaborationsmöglichkeiten mit Leuten aus verschiedensten Berufen und nicht der direkte Profit aus der Vermietung. Damit diese Erfahrung dem gegründeten Coworking Project Netzwerk erhalten blieben, nagelten sie eine wichtige Regel in ihre Aufnahmebedingungen. Mit der Erzielung maximalen Profites ist eine Mitgliedschaft im Netzwerk nicht möglich.

Fühlen sich die Coworker unter vielen Angestellten jedoch nicht schnell als geduldete Gäste oder Leute zweiter Klasse, wenn sie nicht die gleichen Rechte wie die Festangestellten besitzen?

Massimo teilt diese Befürchtung nicht: „Wenn die Büros dem Coworking Project beitreten, dann gerade weil sie Leute mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen um sich herum haben wollen. Das ist was sie wollen." Hohe Gewinne aus der direkten Vermietung sind eh nicht erlaubt. Für die Refinanzierung des Netzwerkes zahlen die Mitglieder zusätzliche eine jährliche Gebühr von 250 Euro, eine Premiumversion kostet 500 Euro. Dafür erhalten sie neben dem Logo, rechtliche und fachliche Beratung und vielerlei andere Unterstützungsleistungen.

Als Wettbewerber zu kompletten Coworking Spaces sieht Massimo das Netzwerk nicht: „Wir teilen die gleiche Idee“. Im Netzwerk von Coworking Project sind sie willkommen, sogar ein Business Center ist mittlerweile dabei. Ebenso ermutigt er die beteiligten Spaces, sich nicht als Wettbewerber zu verstehen.

Zum einen ist es einfacher, weil die Vermietung der Tische nicht das Kerngeschäft darstellt. Zum anderen sollten sie die Bewegung vom anderen Ende her zu sehen: „Je mehr Coworking Spaces, desto größer wird der Markt für sie. Obwohl Coworking einen starken Trend darstellt, ignoriert die Mehrheit der Leute noch diesen Arbeitsstil. Daher bringt es Coworking Spaces auch etwas, wenn sie andere zu weiteren Eröffnung ermutigen.“

Massimo unterstützt auch die Eröffnung öffentlicher Coworking Spaces. Ein Projekt, welches der neue Mailänder Bürgermeister Pisapia mit seiner Wahl auf die Agenda brachte:

„Für die Verwaltung ist es viel einfacher, einen Coworking Space zu eröffnen. Wir denken, Coworking Spaces sollten zu öffentlichen Dienstleistungen werden, genau wie Krankenhäuser. Sie bieten großartige Chancen für die Wirtschaft einer Stadt. Denk nur daran, wie viele neue Ideen in so einem Space kreiert und umgesetzt werden können. Und die Kosten sind ein Witz dagegen.“

Und Kosten spielen nicht nur im hoch verschuldeten Italien aktuell eine gewichtige Rolle. Dass eine drohende zweite Finanzkrise eine neue Dynamik für Coworking Spaces entfaltet, daran glaubt Massimo jedoch nicht:

„Coworking ist kein Resultat der letzten Finanzkrise. Es gibt ein paar mehr Leute, die jetzt deshalb in einem Coworking Space arbeiten, aber ich sehe dort keinen besonders starken Zusammenhang. Es wurde von Leuten geboren, die bereits gutes Geld verdienten und es leid waren, vom Coffeeshop aus zu arbeiten. Die Leute gehen nicht in Coworking Spaces, weil sie besonders preiswert sind, sondern weil die Idee des Coworkings selbst besticht und Vorteile für die eigene Arbeit bietet.“

Und wenn man seinen alten Job verliert, führt es nicht zu einem automatischen Erfolg, wenn man sich anschließend als Freelancer versucht: „Ich befürchte, die meisten Leute, die ihren Job verlieren, sind nicht in der Lage, sich als Freelancer aufzustellen, weil sie in ihren Unternehmen vorher ganz andere Jobs ausgefüllt haben.“ Mit Qualifikationen, die keine große Nachfrage erfahren. „Die meisten Freelancer stellten sich dagegen frühzeitig in ihrer Karriere auf dieser Richtung ein“.

So eine Neuorientierung funktioniert nicht von heut auf morgen. Wenn so eine Umstellung jedoch in Angriff genommen wird, gelingt sie in einem Coworking Space jedoch sehr wahrscheinlicher leichter, als allein zu Hause vor dem Computer.

ssfCoworking Trends Survey

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