Absagen erhalten auch alle anderen Leute, die der Brutfunktion des Coworking Spaces entgegenstehen, sagt die ‚The Cube’-Gründerin Araceli Camargo-Kilpatrick, die ihre Räume Ende 2009 eröffnete. Die ehemalige New Yorkerin möchte ein Büro, in der die als „Cubers“ bezeichneten Mitglieder voneinander lernen, einander helfen und miteinander arbeiten, um zu wachsen.
Auf den ersten Blick bietet „The Cube“ dafür nur einen einfachen gemeinsamen Arbeitsbereich in einem minimalistischen Ambiente, der mitten im jungen Londoner Osten liegt. Darüber hinaus beraten sie ihre Mitglieder jeden Freitag in Start-up-Fragen und bringen sie mit Zulieferern und anderen nützlichen Kontakten für ihr Geschäft zusammen. Ebenso ermutigen sie ihre Mitglieder, sich untereinander zu vernetzen und offerieren monatlich weitere Workshops in ihren Räumen.
Zusammenarbeit statt Konkurrenz
Auch wenn oft mehrere Leute in den gleichen Berufsfeldern arbeiten, entstanden bisher keine Konkurrenzsituationen: „Wenn man Kräfte vereint, kann man den Kunden häufig etwas besseres anbieten. Wir imitieren auch nicht Idee eines normalen Büros, wie es einige Coworking Spaces tun und werden auch künftig keine Kabinen anbieten. Wir initiieren aktiv die Zusammenarbeit unserer Mitglieder und stellen ihnen zwei oder drei andere Leute vor, die aus ihrer Branche sind oder die sie kennenlernen möchten. Aufgrund der Raumsituation müssen die ‚Cubers’ miteinander reden und des anderen Kollegen sein“, beschreibt Camargo-Kilpatrick etwas ausführlicher das Konzept hinter ‚The Cube’.
Bei jemanden, der die Rhetorik von ‚Coworking’ dermaßen konsequent umsetzt, überrascht es, dass die Gründerin diesen Begriff erst nach Eröffnung ihrer Räume kennenlernte: „Wir nannten uns selbst ‚konzeptueller Arbeitsraum’“.
Alles begann mit der Finanzkrise
Auf die Idee dazu kam sie während der turbulenten Zeiten des kollabierenden Finanzsystems 2008: „Ich suchte Geschäftsideen mit dem man die Leute auffängt, die ihre Arbeit verloren oder die nach ihrem Uni-Abschluss keine Perspektiven mehr auf einen festen Job besitzen. Am Ende dieses Prozess entstand ‚The Cube’.
Dabei flossen ihre Erfahrungen aus früheren kreativen Tätigkeiten ein. Neben Theater, Tanz- und Eventproduktionen arbeitete sie jedoch ebenso für eine Unternehmensberatung: „Über Menschen, die im kreativen Bereich arbeiten, gibt es diese Mythologie, sie bringen es zu nichts, weil sie nichts mit Zahlen studierten und keine Logistiker sind. Wir versuchen ihnen ein Heim zu geben, in dem sie ihre Ideen kreieren und wir kreieren eine Struktur, mit der sie diese Ideen umsetzen können.
Die Angst der Immobilienmakler
Nachdem das Konzept feststand, benötigte die Suche nach einem geeigneten Standort für ‚The Cube’ nur drei Tage. Sie fanden ihn in einem Gebäude auf der Commercial Street im östlichen Stadtzentrum in Shoreditch, nur einen kleinen Fußweg vom Alten Spitalfields Markt und dem bekannten Brink Lane Quartier entfernt.
Bis zur Vertragsunterzeichnung vergingen allerdings weitere fünf Monate mit Verhandlungen und Papierkram. Die ‚Cube’-Gründerin glaubt, die Immobilienmakler betrachteten ihre Idee zunächst sehr vorsichtig, weil es ihre eigene Branche bedroht. Zumindest auf dem Papier sieht ein Coworking Space wie die Untervermietung von Gewerberaum in kleinerem Maßstab aus. Etwas, was Immobilienmakler überflüssig machen könnte.
Privatsphäre gibts woanders
Wie bei den meisten Coworking Spaces müssen Besucher des ‚Cube’ mit einigen Hintergrundgeräuschen rechnen. Ebenso sollten sie für ein, zwei Gespräche am Tag offen sein: "Dies gehört zum normalem Dasein in einem Coworking Space. Wer totale Stille möchte, mietet sich einen privaten Raum. ‚The Cube’ ist nicht für die Arbeit in Isolation konzipiert.“
Nach Ratschlägen für andere Coworking Start-ups gefragt, empfiehlt Camargo-Kilpatrick unbedingt, den anfänglichen Kapitalbedarf auf ein notwendiges Minimum zu reduzieren: „Es gibt Orte, die unglaublich luxuriös aussehen, aber deren Anlaufkosten in die Höhe schnellen lassen. Diese Coworking Spaces benötigen mindestens drei Jahre, um dieses Geld wieder hereinzuholen. Es ist ein großer Fehler, mit teuren Stühlen und Sofas zu starten. Unsere Möbel wurden alle aus recyceltem Material gebaut. Es gibt keine Capuccino Maschine. Wenn du einen Kaffee möchtest, musst du Wasser kochen.“
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Gleichzeitig ist es wichtig, mehr als nur einen Arbeitsbereich zu bieten: „Mit WLAN und einem Sitzplatz ist es nicht getan. Es geht um einen Raum, wo die Leute hinkommen können und sich wohl fühlen, mit dem was sie tun. Wenn du ein Unternehmen startest, kann dies sehr isolierend sein. Man fühlt sich voller Zweifel. Zumindest diese Last nehmen wir ihnen hier.“
Dazu gehört auch, überdimensionierte Räume zu vermeiden, weil sie Interaktionen schwächen: "Ein zu großer Raum führt zu einem Einschüchterungsprozess. Es ist dann sehr einfach für Leute, in ihrer Welt zu bleiben. So arbeiten sie in der gleichen Situation wie zu Hause: alleine. Du musst nicht einmal ‚Hey’ sagen. Bei uns müssen selbst die Schüchternen wenigstens ein bisschen knurren und etwas erzählen.
Ebenso empfiehlt sie, bereits vor der Eröffnung starke Netzwerke mit Berufsverbänden und der Lokalen Community aufzubauen. ‚The Cube’ selbst bot beim Start seine Räume als Ausstellungsfläche für das London Design Festival an. Im Gegenzug erreichten sie exakt die Zielgruppe, für die sie ihre Räume konzipierten – kreative Freischaffende – und zählten schon in der Eröffnungswoche sieben permanente Mitglieder.
Atlantische Brücke für Expansionen
Heute zieht ‚The Cube’ eine wirtschaftlich gesunde Menge von Coworkern an. Ebenso benutzen andere Unternehmen und Vereine ihre Räume für Meetings und Veranstaltungen. Für die Zukunft plant Camargo-Kilpatrick einen weiteren ‚Cube’ in ihrem alten Heimatort New York. Die Räume sollen es den Londoner Mitgliedern erleichtern, ihre Geschäfte über den Atlantik auszudehnen.