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Besitzen Coworking Spaces ein Verfallsdatum? Unser letzter Artikel über die mit der Zeit sinkende Zufriedenheit und Identifikation mit einem Coworking Space sowie die Schließung zwei bekannter Arbeitsräume aus der ersten Generation, stellen zumindest diese Frage. Citizen Space und Hat Factory, beide aus San Francisco, waren Inspiration für viele Coworking Spaces in den USA und darüberhinaus. Citizen Space schloss diesen März*, die Hat Factory bereits vor einem Jahr. Wir sprachen mit zwei Gründern über den Lebenszyklus von Coworking Spaces.
By Carsten Foertsch - März 25, 2011

Wir führten die Interviews mit Alex Hillman von Indyhall in Philadelphia und Julian Nachtigal von Parisoma in San Francisco.


Deskmag: Besitzen Coworking Spaces einen vorgegebenen Lebenszyklus?

Alex: Coworking funktioniert, wenn die Leute es brauchen. Umgekehrt gesehen, läuft es also nicht, wenn kein Bedarf dafür besteht. Wir bauen auf das Bedürfnis der Leute. Der Lebenszyklus hängt davon ab, inwiefern wir den Leuten einen einzigartigen Wert bieten. Ansonsten werden sie ihn für einen bequemeren oder preiswerteren Coworking Space verlassen. Lebenszyklen existieren, aber man kann sie verlängern.

Julian: Ich selbst denke, es ist zu früh für die Betrachtung eines Lebenszyklus, wir sprechen immer noch von einer sehr jungen Industrie. Die Coworking Spaces der ersten Generation schlossen auch, weil sie auf keinem richtigen Geschäftsmodell basierten, sie wollten – wie Citizen Space – vor allem die Coworking Bewegung pushen. Und das taten sie ohne Zweifel auch.

Jetzt sehen mehr und mehr Menschen, dass und wie man mit Coworking Spaces auch richtiges Geld verdienen kann, sich Geschäft und Community nicht einander ausschließen. Diese Einsicht wird in den nächsten fünf Jahren weiter stark zunehmen, genauso wie die Zahl der Coworking Spaces. Klar, dass dabei auch einige Coworking Spaces auf der Strecke bleiben, weil es immer einen anderen Space geben kann, der es noch etwas innovativer und weiter treibt. Es ist ein Prozess des Erwachsenwerdens.

 

Deskmag: Die weltweite Coworking Befragung zeigte ein durchschnittliches Absinken der Zufriedenheit mit den Arbeitsräumen nach einigen Jahren, es planen auch mehr Coworker ihren Abschied. Wie erklärt ihr euch die Entwicklung?

Alex: Ich erinnere mich nur an eine Person, die mit Indyhall vor vier Jahren startete und heute nicht mehr dabei ist. Der häufigste Grund für den Abschied liegt in Wohnort- oder Jobwechseln begründet. Aber selbst  nach einem Wechsel bleiben die meisten mit uns verbunden, manche sogar mehr als vorher. Sie arbeiten dann wieder in einem traditionellem Büro und wissen die Werte von Indyhall noch mehr zu schätzen.

Julian: Coworker mögen andere Leute um sich herum. Je mehr Coworking Spaces öffnen, desto mehr Möglichkeiten bieten sich ihnen, andere Gemeinschaften zu entdecken. Bei Parisoma arbeitet sogar ein Coworker, der Mitglied von zwei Coworking Spaces in San Francisco ist. Er ist mal hier und dort und genießt beide Communities.

Zweitens sind gerade Coworker offen für Veränderungen, sie mögen verschiedene Umgebungen. Dies ist möglicherweise ein Grund, warum sie nach drei, vier Jahren einen Tapetenwechsel suchen und komplett in einen anderen Coworking Space gehen.

 

Deskmag: Was wären Wege, um den Lebenszyklus eures eigenen Coworking Spaces zu verlängern?

Julian: Falls wir einen Rückgang oder ähnliche Veränderungen feststellen, würde ich zuerst die Coworker fragen, was sie mögen oder nicht mehr mögen. Was sie zum Bleiben bewegen würde, wäre wohl meine erste Frage. Um ein nachhaltiges und profitables Geschäftsmodell zu erreichen, war es für uns jedoch auch eine gute Ideen in größere Räume zu ziehen. Wir liefen über unsere Kapazitäten, konnten nicht die gewünschten Veranstaltungen abhalten, weil unsere alten Räume einfach zu klein wurden. So sind wir jetzt glücklich und verdienen Geld, was uns noch glücklicher macht. Glücklichsein und Geld verdienen schließen sich für uns nicht gegenseitig aus.

Alex: Bei IndyHall gibt es jährlich zwei Wachstumsschübe. Einer kurz nach Neujahr. Die guten Vorsätze bringen nicht nur Fitnessstudios neue Kunden. Ein zweiter Anstieg folgt nach dem Ende der Sommerferien. Wir sind jedes Mal besser geworden, nach dem der Zustrom wieder abnahm. Manchmal kamen Leute zu uns, schauten sich um, und sagten ‚es gibt hier nichts für uns’.

Wir wurden besser, in dem wir ihnen Gründe gaben, bei uns zu bleiben. Dazu gehört unsere Community und einfach mehr Möglichkeiten, als nur einen Schreibtisch zu mieten. Die Tische sind wichtig, aber was bleibt, wenn du die Tische wegnimmst? Zwanzig bis dreißig Prozent unserer Mitglieder arbeiten hier nicht an einem Tisch. Sie zahlen dafür, an unserer Gemeinschaft teilzuhaben, für den Wunsch mit etwas verbunden zu sein, was größer ist als sie.

 

Deskmag: Wie sähe es denn mit einem Genossenschaft- oder Gesellschaftermodell aus, um die Mitglieder länger an den Coworking Space zu binden?

Alex: Es entsteht kein zusätzlicher Wert für die Mitglieder, wenn sie Mitbesitzer eines Coworking Spaces werden. Wir schauten auf Co-ops und Bürogemeinschaften und die Gründe, warum sie sterben. Es tun sich ein paar Künstler zusammen, die einen Raum brauchen und die Miete teilen. Fällt nur eine Person im Monat bei der Miete aus, können sie das Geld nicht mehr zahlen und alle leiden darunter. Wir wollten alle Gelegenheiten für Feindseligkeiten und Rumgezicke entfernen. Das Co-op Modell steht dem eher im Wege, es macht vieles komplizierter als echte Werte zu schaffen. Mir fällt nichts ein, was man nicht auch ohne dieses Modell erreichen könnte.

Deskmag: Zurück zum Lebenszyklus: Ist es möglich, dass Leute nach einiger Zeit auch keine Lust mehr auf die Selbstständigkeit besitzen, weil sie sich nach mehr Stabilität mit einem monatlich festen Gehalt sehnen?

Julian: Ich glaub schon, dass so etwas vorkommt, aber für die meisten wird es zunehmend eher unattraktiv. Es gibt auch die Leute, die ihr eigenes Unternehmen starteten, mittlerweile genug Geld für eigene Angestellte in ihrem Team verdienen und daher nicht mehr als Freelancer arbeiten. Aber letztlich entscheiden sich in Zukunft noch viel mehr Leute für einen Lifestyle-Job, gerade weil sie nach Unabhängigkeit und Freiheit suchen. Für diese Leute wäre es ziemlich hart, wieder einen Boss vorgesetzt zu bekommen. Sie wollen nicht mehr zurück und als Angestellte für ein großes Unternehmen arbeiten.

 

Danke für das Interview! Und vielen Dank auch an Jean-Yves Huwart von Coworking Europe, der dieses Thema auf die Liste für eine Diskussion bei der Coworking Unconference einbrachte.

* Update: Wir führten das Interview während der Unconference, Zwei Wochen später fand Citizen Space einen neuen Besitzer - und besteht weiter! Es gibt kaum was Besseres, um die besprochene Entwicklung zu bestätigen: "Lebenszyklen existieren, aber man kann sie verlängern."

 

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