Wird WeWork wieder expandieren?
Direkte Expansionen sind vorerst nicht vorgesehen. Während der Chapter-11-Phase wurden die meisten neu geplanten Standorte aufgegeben. Da WeWork vorerst kapitalintensive Investitionen vermeiden möchte, kämen nur dann neue dazu, wenn sie ihre Ausgaben schnell wieder einspielen.
Expansion über Kooperationen weiter möglich
Völlig ausgeschlossen bleiben Expansionen jedoch nicht. Zukünftige Expansionen könnten durch unabhängige Franchiseunternehmen oder Joint Ventures erfolgen, die für WeWork weniger Kapital erfordern. So sind in Indien in diesem Jahr 18 Neueröffnungen vom dortigen Franchise-Partner geplant. Auch die IWG wächst mit ihren Marken derzeit vor allem über solche Modelle.
Was ist WeWork heute wert und wer führt das neue Unternehmen?
Das neue WeWork wird auf 765 Millionen US-Dollar geschätzt, ein Bruchteil seiner einstigen, fiktiven Höchstbewertung. 60% des neu strukturierten Unternehmens gehören jetzt Yardi. SoftBank, ehemals dominierender Eigentümer, ist jetzt Minderheitsgesellschafter.
Yardi ist für WeWork kein unbekannter Partner. Das Unternehmen bietet Software für die Verwaltung von Immobilien an, auch für Coworking Spaces. Beide Unternehmen arbeiten seit 2022 über die WeWork Workplace App miteinander, eine noch recht neue Einnahmequelle für WeWork.
Letztes Jahr brachte sich Yardi als vorrangig besicherter Kreditgeber bei WeWork ein, mit denen die damals bereits laufenden Restrukturierungen mitfinanziert wurden. Dadurch wurde Yardi zu einem der Gläubiger. Künftig ist das Unternehmen im Präsidium von WeWork vertreten.
Mit Ausnahme des Zielgruppenschwenks auf kleine Unternehmen, äußerte sich Yardi bisher eher allgemein zur zukünftigen Strategie. WeWork soll als eigenständiges Unternehmen betrieben werden, unabhängig von Yardis Kerngeschäft. Die bisherigen Kernelemente des Unternehmens bleiben erhalten.
Als CEO führt künftig John Santora die Geschäfte. Er bringt dafür mehr als 40 Jahre Erfahrung in der Immobilienberatung aus seiner Zeit bei Cushman & Wakefield ein.
Was bleibt als Fazit?
WeWork konnte sich durch die Insolvenz von teuren Altlasten befreien und ist damit bereits jetzt operativ profitabel. Im nächsten Jahr wird erwartet, dass das Unternehmen so erstmals vollständig die Gewinnzone erreicht.
Für einen nachhaltig stabilen Betrieb sollen die Cash-Reserven jedes Jahr wachsen. Die dafür benötigten zusätzlichen Gewinne soll WeWork erzielen, indem die Einnahmen jährlich um etwa 5% zulegen, die Ausgaben jedoch nur um 3%.
WeWork möchte dafür seine Privat Workspaces ohne allgemeine Preissenkungen besser auslasten. Dafür soll der Zielgruppenfokus neu justiert und mehr kleine Unternehmen als Mitglieder gewonnen werden.
Ob der Plan aufgeht, ist nicht garantiert. Er definiert nur grobe Eckpfeiler. Und unvorgesehene Entwicklungen kann er naturgemäß nicht berücksichtigen. Das Insolvenzgericht hat den Plan jedoch als realistisch eingeschätzt und genehmigt.
Ein Risiko bestände darin, dass in einzelnen Büromärkten die Auslastung ohne eigene Preissenkungen nicht steigt, wenn beispielsweise die Preise von anderen Büroimmobilien in der Nähe sinken. Ein weiteres Risiko wäre, wenn die bestehenden Standorte trotz geplanter Investitionen an Wert und möglicherweise somit an Attraktivität verlieren. In beiden Fällen könnte WeWork jedoch mit seinen geplanten Cash-Reserven gegensteuern oder deren Anstieg dafür verlangsamen.
Letztlich kommt es darauf an, wie WeWork den Plan im Detail umsetzt und seine Arbeitsräume zukünftig vermarktet.
Laut der Global Coworking Survey ist die soziale Atmosphäre das wichtigste Kriterium für die Wahl eines Coworking Spaces. Ihre Communities, also die eigenen Mitglieder sind für WeWork, ebenso wie für viele andere Coworking Spaces, daher eines ihrer attraktivsten Assets.
In einem Markt, in dem mehr leerstehende Gewerbeimmobilien um Kunden konkurrieren oder (noch) angemietete Büros oft leer stehen, wird die soziale Atmosphäre ein zunehmend wichtiger Faktor, mit dem sich WeWork und andere Coworking Spaces zu ihrem Vorteil deutlich von ihren anderen Wettbewerbern im Büromarkt abheben können.