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Wie erging es Coworking Spaces während der härtesten Einschränkungen? Wie stehen sie heute wirtschaftlich da? Und was erwarten sie für die Zukunft? Solche Fragen beantworteten in den letzten Monaten häufig Leute, die eher an Tarotkartenleser erinnern und deren einziges Medium die Google-SEO oder der Facebook-Algorithmus ist. Zusammen mit der German Coworking Federation befragten wir deshalb die Experten in Deutschland, die Coworking Spaces selbst.
By Carsten Foertsch - September 21, 2020

Die Corona-Pandemie hinterlässt hohe Defizite in den Salden vieler Unternehmen, auch in denen von Coworking Spaces. Dennoch erweisen sich die meisten Coworking Spaces in Deutschland angesichts der widrigen Umstände derzeit als bemerkenswert robust. Die wichtigsten Ergebnisse findest du in diesem Artikel.

Wie sehen Coworking Spaces selbst ihre Zukunft? 

Wenig überraschend hängt die Entwicklung vom weiteren Verlauf der Corona-Pandemie ab. Diese kann weiterhin niemand über einen längeren Zeitraum exakt vorhersehen. Beim Blick in die Zukunft helfen jedoch Szenarien, die bestimmte Bedingungen vorgeben.

Würden Abstandsregeln und Event-Beschränkungen schnell aufgehoben, rechneten während der Befragung mehr als 80% der deutschen Coworking Spaces mit einem weiter wachsenden Markt. Blieben die Einschränkungen in den nächsten 12 Monaten überwiegend bestehen, äußerte sich jeder Fünfte so optimistisch. Jeder Dritte ginge in diesem Szenario dagegen davon aus, dass mehr Coworking Spaces schließen als öffnen.

Verschlimmerte sich die Situation mehrfach und die Einschränkungen würden im gleichen Zeitraum wiederholt verschärft - sagten mehr als zwei Drittel einen schrumpfenden Markt vorher. 

Den meisten Coworking Spaces droht derzeit kein Aus

Nur sehr wenige Coworking Spaces sahen sich während der Befragung finanziell akut gefährdet. Blieben die aktuellen Einschränkungen längerfristig bestehen, erwartete die große Mehrheit allerdings existenzielle Probleme. Nur jeder vierte Coworking Spaces überstände diese Situation ohne finanzielle Nöte. 

Die einzelnen Einschränkungen wirken sich unterschiedlich auf das ursprüngliche Geschäftsmodell aus. Am negativsten bewerteten Coworking Spaces Maßnahmen, die Veranstaltungen auf 10 Personen beschränken würden (≥ 90%). Mindestabstände von 1,5 Metern beeinflussten 60% aller Coworking Spaces negativ.

Am wenigsten tangierten intensive Hygienemaßnahmen. Die meisten sähen in ihnen kein Problem für das bisherige Geschäftsmodell.

Zum Befragungszeitpunkt galten in den meisten Coworking Spaces Mindestabstände von 1,5 Metern und ein Verbot “größerer Veranstaltungen”. Jedoch konnten weit mehr als 10 Menschen zusammenkommen und in den Arbeitsräumen galt kein Maskenzwang. Da sich die einzelnen Einschränkungen während der Befragung ändern konnten, wurden sie als potenzielle Szenarien vorgegeben.

Die erste Welle

Auf dem ersten Höhepunkt der Pandemie im Frühjahr schloss in Deutschland nur jeder zehnte Coworking Space. Dies erfolgte vermutlich freiwillig, da allgemein keine staatlichen Betriebsverbote für sie existierten. Die Mehrheit aller Spaces blieb mit einem reduziertem Service weiter geöffnet.

Mitglieder blieben weitgehend cool

Nach Aussage der Betreibenden reagierten in der Anfangsphase der Pandemie viele ihrer Mitglieder zunächst vor allem … gar nicht oder boten ihren Coworking Spaces Hilfe an.

Nur jedes zehnte Mitglied kam nicht mehr vorbei, die Mehrheit arbeitete selten und jedes vierte Mitglied oft im Coworking Space.

Etwas weniger als jedes fünfte Mitglied kündigte Verträge, noch weniger fragten nach Zahlpausen. Unter allen auswählbaren Optionen wurden Rabatte am seltensten von den Mitgliedern erbeten. 

Einnahmen stürzten ab, Ausgaben sanken nicht in gleichem Umfang

Dennoch brachen die Einnahmen in bisher beispielloser Weise zusammen. Im April 2020 sanken sie gegenüber Januar 2020 durchschnittlich um die Hälfte. Die relativ höchsten Einnahmeausfälle erlitten Coworking Spaces bei der Vermietung von Veranstaltungsräumen und Meetingräumen sowie dem Verkauf von Essen und Getränken. Diese Dienstleistungen gehören in der Regel jedoch absolut nicht zu den umsatzstärksten Bereichen. 

Auch private Büros erzielten geringere Einnahmen

Ausgehend von den absoluten Umsätzen riss die Vermietung von einzelnen Schreibtischen das größte Loch. Bei privaten Büros schrumpften die Einnahmen der Coworking Spaces angesichts der Situation relativ mäßig. Allerdings gelten hier oft längere Kündigungsfristen. Und ob gesetzliche Regelungen eingehalten werden, verantworteten in privaten Büros eher die Nutzenden, in den offenen Arbeitsräumen dagegen die Coworking Spaces selbst.

Für die von manchen Medien in gebrachte steile These, dass ausgerechnet auf dem Höhepunkt der Pandemie mehr private Büros nachgefragt würden, finden sich indes keine Belege. Zumindest zeigten sie sich nicht finanziell.

Jeder dritte Coworking Spaces steigerte während der härtesten Einschränkungen in einzelnen Bereichen die Einnahmen, einige selbst bei der Schreibtisch-Vermietung. Einzel- oder Teambüros gehörten nirgendwo dazu. 

Anders als in vielen anderen Ländern wäre es theoretisch möglich gewesen. In Deutschland existierten keine Ausgangssperren, ebenso mussten kaum Coworking Spaces schließen. Dennoch wurde den Einwohnern empfohlen, zu Hause zu bleiben. Ebenso waren sämtliche Kindergärten, Schulen und die meisten Geschäfte geschlossen.

Ausgaben: am häufigsten senkten Betreibende ihr eigenes Gehalt

Bei den Ausgaben sparten die Coworking Spaces im April vor allem bei den Personalgehältern, zuvorderst die  Betreibenden bei sich selbst. 60% senkten drastisch die Kosten für die Mitarbeiter, teilweise mit unterstützenden staatlichen Hilfsmaßnahmen.

Miete: Zahlpausen ja, Mietsenkungen nein.

Die Standortmiete konnte in der kurzen Zeit am seltensten spürbar gedrückt werden. Diese macht für gemietete Immobilien jedoch die Hälfte aller Kosten aus.

Insgesamt summierten sich alle Einsparungen gegenüber Januar auf ein Drittel*, pro Quadratmeter auf ein Viertel*. Die Zahlen geben nicht direkt an, ob die Ausgaben nur auf einen späteren Zeitpunkt verlagert wurden, als Verbindlichkeiten aber bestehen bleiben. Allerdings konnten Coworking Spaces, die mit ihren Vermietern sprachen, zumindest für die Miete häufig Zahlpausen vereinbaren.

Die Einnahmeausfälle von 50% konnten die Ausgabensenkungen nicht ausgleichen. Durchschnittlich verloren Coworking Spaces durch die Pandemie bis zum Befragungszeitpunkt 12.000 Euro* pro Standort.

8% aller Coworking Spaces profitierten nach eigenen Angaben von der Pandemie bedingten Situation. Deren absoluten Gewinne fielen jedoch marginal aus. Würden nur die verlustreichen Standorte berücksichtigt, also die Mehrheit, weiteten sie sich die durchschnittlichen Defizite auf 23.000 Euro* je Standort aus.

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