Der Corona-Virus ist nicht verschwunden, verbreitet sich aber vielerorts deutlich seltener. Wo die Zahl der Neuinfektionen stark sank und keine akute Bedrohung des Gesundheitssystems mehr besteht, werden gesetzliche Einschränkungen deutlich zurückgenommen. Die Entwicklung stimmt hoffnungsvoll. Dennoch läuft es für die Mehrheit der Wirtschaft zunächst schlechter als vor dem Beginn der Corona-Pandemie.
Folgende Fragen werden in diesem Artikel thematisiert:
Warum kehren nicht alle (früheren) Mitglieder sofort zurück - und was erleichtert die Rückkehr?
Wie ändern sich die Arbeitsbedingungen in Coworking Spaces - und wie hält man Regeln besser ein?
Eignen sich die Maßnahmen und Begriffe?
Warum kehren nicht alle (früheren) Mitglieder sofort zurück?
Egal ob sie wieder öffneten oder nie schlossen, allgemein berichten auch Coworking Spaces von einer zunächst verhaltenen Rückkehr der Mitglieder, nachdem die striktesten Einschränkungen ausliefen. Mit jeder weiteren Woche füllen sich die Räume wieder stärker. Bis Coworking Spaces das alte Betriebsniveau wieder erreichen, wird es aus mindestens drei Gründen allerdings noch einige Zeit dauern.
Die Wirtschaftslage änderte sich
Trotz der sich bessernden Lage in vielen Regionen bestehen weiterhin gesundheitliche und wirtschaftliche Unsicherheiten hinsichtlich der Virengefahr, die nur langsam verschwinden.
Der Gesetzgeber möchte das Risiko für eine zweite Welle vorausschauend senken. Das Risiko beeinflusst ebenso zahlreiche Investitionsentscheidungen. Coworking Spaces können teilweise davon profitieren. Unternehmen und Selbstständige, die derzeit neue Arbeitsräume suchen, werden auch aus diesem Grund flexibel nutzbare Varianten gegenüber traditionellen Büros mit langen Mietlaufzeiten vorziehen.
Je härter gesetzliche Lockdowns ausfielen, und je weniger sie kurzfristig staatlich kompensiert wurden, desto heftiger wirken sich jedoch die wirtschaftlich erlittenen Schäden auf den Großteil der Wirtschaft und damit auf die allgemeine Nachfrage vor Ort aus.
Besonders lange Lockdowns verändern auch Gewohnheiten. Einige ehemalige Mitglieder arrangierten sich mit der neuen Situation, orientierten sich um oder zogen sich sozial zurück. Andere genießen die zusätzliche Zeit in ihrem engen privaten Umfeld, zumindest jene, die sich finanziell ungefährdet sehen oder weiter bezahlt werden. Sie dehnen die Lockdown-Situation mit reduzierten beruflichen und sozialen Verpflichtungen wie einen Urlaub so lange aus, wie die Home-Office-Option für sie und ihre Partner besteht.
Zahlreiche Einschränkungen bleiben vorerst
Außerdem bestehen andere Einschränkungen weiter fort und halten (potenzielle) Mitglieder von der Arbeit in einem Coworking Space ab. Beispielsweise wenn die Kinder noch nicht oder nur zu eingeschränkten Zeiten in die Schulen oder Kindergärten zurückkehren können. Oder wenn mögliche Quarantänemaßnahmen nach Grenzübertritten den Reiseverkehr weiterhin limitieren und deshalb Geschäftsreisende oder Digital Nomads ausbleiben.
Die ersten Mitglieder kehren vor allem dort schneller zurück, wo die Arbeit von zu Hause Probleme bereitet. So besitzen Wohnungen in Großstädten seltener Platz für ein (separates) Heimbüro. Wo zu häufige Ablenkungen und Isolationsgefühle auftreten, besteht ebenso ein stärkerer (Rückkehr-)Wunsch nach Coworking Spaces.
Nicht alle Nutzenden von Coworking Spaces entscheiden selbst, ob sie dort arbeiten. Je größer die Unternehmen und ihre angemieteten Büroflächen, desto länger bieten sie ihren Angestellten vermutlich die Home-Office-Option an. Die Reorganisation größerer Flächen durchläuft längere Entscheidungswege und beansprucht deshalb mehr Zeit.
Sollten verschärfte Nutzungsauflagen den Flächenbedarf kurzfristig stark erhöhen, werden diese Unternehmen vermutlich zunächst weiter auf das Heimbüro als schnellste und vermeintlich preiswerteste Alternative setzen, bevor andere Möglichkeiten wie 'work near home' erwogen werden.
Einschränkungen in Coworking Spaces
Der Weiterbetrieb von Coworking Spaces erfolgt oft unter Auflagen. Je strikter sie ausfallen, wie beispielsweise das Maskentragen während der Arbeitszeit, desto unattraktiver wirken diese Räume womöglich auf (potenzielle) Mitglieder. Diese Nachteile betreffen allerdings auch traditionelle Büros und viele Anbieter von anderen Arbeitsräumen.
Ebenso können die Abstandsregeln die Kapazität von Coworking Spaces teilweise erheblich einschränken.
Viele gesetzliche Verbote werden mit abnehmender Infektionszahl aufgehoben. Dies erlaubt mehr Veranstaltungen mit schrittweise zunehmender Personenzahl. Die Auflagen dafür fallen oft restriktiver als für die Arbeitsräume aus.
Die Verbote sehr großer Veranstaltungen, insbesondere in Innenräumen oder mit Alkoholausschank, gehören vermutlich zu den letzten Einschränkungen, die wegfallen.
Da frühere Spitzen nicht sofort wiederkehren, lassen sich zumindest die aktuellen Hygiene- und Distanzregeln in Coworking Spaces einfacher einführen und besser einhalten.
Welcome back home!
Coworking Spaces erleichtern die Rückkehr, in dem sie (potenzielle) Mitglieder bereits vor der Ankunft darüber informieren, was sie erwartet. Folgende Beispiele helfen:
- Aktuelle Fotos oder Videos vom Coworking Space, welche die Distanz- und Hygienemaßnahmen visualisieren, z.B. in dem sie neue Abstände zwischen den Schreibtischen im Raum zeigen
- Emails, in denen sie über neue Richtlinien informieren
- "Welcome back bags" mit nötigem Equipment (z.B. Masken, Desinfektionsmittel, Verhaltensempfehlungen)
Eine große Herausforderung bei der Umsetzung aller Maßnahmen besteht darin, dass sich Mitglieder nicht nur sicher, sondern auch willkommen und wohlfühlen möchten!