Unabhängig vom Geschäftsmodell bieten erfolgreiche Coworking Spaces vor allem erstmal eines: einen gut zu erreichenden Arbeitsplatz innerhalb einer Gemeinschaft. Dabei geht es anfangs nicht einmal unbedingt um die permanente Mitgliedschaft in einer Gemeinschaft. Die meisten Coworker schätzen als Freelancer ihre damit verbundenen Freiheiten. Sie suchen keine starken Bindungen, sondern möchten sich zunächst nur aus ihrer unproduktiven, demotivierenden und kommunikationslosen Isolation befreien.
Die positiven Effekte der Mitgliedschaft in einer Gemeinschaft, wie die Entstehung neuer Kontakte, neuer Projekte, die gegenseitige Unterstützung etc., sind allerdings für den nachhaltigen Erfolg eines Coworking Space entscheidend. Dazu gehört ebenso eine glücklich machende Arbeitsumgebung.
Für Beginner
Viele Coworking Space Betreiber arbeiten noch in ihrem ursprünglichen Job, wenn sie ihre neuen Arbeitsräume eröffnen. Meist wollen sie sich selbst aus der Isolation holen, suchen sich größere Räume und teilen sie mit anderen. Einerseits beziehen so weiter ein Einkommen aus ihrem ersten Job, zweitens reduzieren sie trotz anfangs höherer Ausgaben oft ihre Miete und drittens profitieren sie von allen Vorzügen, die ein Coworking Space so bietet.
Vor einem Scheideweg stehen sie, wenn der Coworking Space zu groß wird und sich zwei Jobs zeitlich nicht mehr vereinbaren lassen. Um die Perspektive ihrer Mitglieder nicht zu verlieren, bleiben viele Besitzer in der Rolle eines normalen Mitglieds, begegnen den anderen Coworkern weiterhin auf Augenhöhe und stellen für die Verwaltungsaufgaben einen Officemanager an.
Schreibtisch-freie Mitgliedschaften
Jean-Yves Huwart von The Hub Brussels berichtet, dass viele Mitglieder nur den Zugang zur Coworking-Community suchen, dort jedoch eigentlich weder arbeiten können oder wollen. Sie nehmen allerdings an Events oder der internen Kommunikation über das Netzwerk von The Hub teil.
Bei Indyhall, einem Coworking Space in Philadelphia, nutzt etwa jeder Vierte die Mitgliedschaft ausschließlich, um mit der Community in Kontakt zu stehen oder sie zu unterstützen.
In Städten, in denen das Coworking-Konzept bereits eine hohe Popularität erreicht, suchen Leute über die Mitgliedschaft oft auch ein positiv besetztes Image. In Gesprächen setzen sie sich mit einem hipperen Arbeitsplatz besser ins Licht, obwohl sie dort nur selten vorbeischauen.
Schreibtischfreie Mitgliedschaften empfehlen sich allerdings auch als gute Möglichkeit, über die man mit ehemaligen Mitgliedern in Kontakt bleibt. Den Leuten, die auf Grund ihres wachsenden Unternehmens den Coworking Space verließen, ermöglicht so eine Mitgliedschaft weiterhin den Zugang zu ihrer alten Community.
Workshops und Nischendienste
Viele Coworking Spaces bieten in ihren Räumen regelmäßige Workshops. Mit diesen Angeboten verbinden sie häufig keine Extrakosten. Sie heben sich mit ihnen von der wachsenden Zahl anderer Coworking Spaces in der Nachbarschaft ab, interessieren die gewünschte Zielgruppe für den eigenen Coworking Space oder binden die Mitglieder längerfristig über den Workshop-Zugang an die eigenen Arbeitsräume.
Workshops stärken jedoch nicht nur die Verbindungen innerhalb der Coworking-Community. Mit den Spezialisierungen auf bestimmte Themen verbinden die Coworking Spaces oft auch Partnerschaften mit externen Institutionen aus diesen Bereichen, die zudem ein Zusatzeinkommen über die Anmietung der eigenen Räume ermöglichen können. Eine einfache Möglichkeit besteht selbstverständlich auch darin, Workshops und Bildungskurse in Spezialgebieten gegen eine Gebühr anzubieten.
Ebenso entstanden Coworking Spaces, die ihre gesamte Einrichtung und das gesamte Netzwerk auf nur eine Nische ausrichten – unter der Gefahr, die allgemeine Zielgruppe für die neuen Arbeitsräume zu verprellen.
In New York beispielsweise existieren mit Paragraph und Brooklyn Writers Club zwei Coworking Spaces speziell für Schriftsteller und Journalisten. Gespräche sind in den großen Arbeitsräume absolut tabu, selbst Blickkontakte werden über traditionelle Cubicles unterbunden.
Was den Todesstoß für die meisten Coworking Spaces bedeuten würde, läuft mit dieser Zielgruppe sehr erfolgreich. Weiterhin verbinden diese Coworking Spaces ihre Mitglieder mit einem organisiertem Spezial-Netzwerk von anderen Profis aus ihrer Branche. Der Writers Space eröffnete bereits zwei weitere Schwesterplätze in Brooklyn.
Sponsorships
Einige Coworking Spaces lassen einen Teil ihrer Einnahmen durch größere Partner sponserns. Entweder kommunizieren sie ihre einfachen Botschaften in einem Coworking Space, meist jedoch ohne die Coworker täglich mit neuen Flyern zu ersticken. Die Sponsoren bewerben in diesen Fällen einfach eine spezielle Zielgruppe, die - wie Coworker - häufig als Multiplikator funktionieren.
In anderen Coworking Spaces suchen sie den Kontakt zu dem innovativen Wissen der Coworker, die große und schwerfälligere Unternehmen nicht mehr eigentständig erzeugen können. Beispiele dafür sind Coworking Spaces wie Techhub oder New Work City, bei denen bestimmte Veranstaltungen von Google oder Pearson finanziert werden.
Investoren
Eine klassische Methode ist die Suche nach größeren Investoren, die allerdings oft einen schnellen Return of Investment erwarten. Die Suche gestaltet sich, wenig überraschend, erfolgreicher, je stärker in dem noch sehr jungen und experimentellen Markt auf vergangene erfolgreiche Entwicklungen verwiesen werden.
Next Space, ein kalifornisches Unternehmen, konnte erst nach zwei erfolgreichen Coworking Space Investoren von einem größeren Einstieg in ihr Konzept überzeugen. Dafür stehen ihnen jetzt gleich etwa 425.000 US$ für drei weitere Coworking Spaces in Kalifornien zur Verfügung.
Events
Eine weitere häufig genutzte Einnahmensquelle ist die Vermietung der Veranstaltungsflächen von Coworking Spaces an Außenstehende, insbesondere zu Abendzeiten. Auch hier mag es um den Kontakt zu den Coworkern gehen. Oft ist es jedoch nur die Vermietung einer interessanten Location. Neben den Einnahmen wirbt diese Form der Öffentlichkeitsarbeit jedoch auch für neue Mitglieder. Viele Coworking Spaces veranstalten als Zentrum einer Gemeinschaft dafür auch selbst oft Events.
Partnerschaften mit öffentlichen Institutionen
In vielen Städten stehen in Industriegebieten Lagerhäuser und in Nachbarschaften ganze Ladenzeilen leer, welche die Städte wieder mit Leben füllen möchten. Universitäten wiederum wollen ihren Studenten einen guten Start in die Arbeitswelt ermöglichen. Wegen seiner positiven Effekte auf die Standort- und Arbeitsmarktentwicklung gibt es viele Anknüpfungspunkte für Coworking Spaces mit öffentlichen Institutionen im beiderseitigen Interesse zusammenzuarbeiten.
Die Städte können für die Incubator-Funktion der Coworking Spaces beispielsweise eine reduzierte oder kostenlose Miete in ihren Gebäuden anbieten, die Coworking Spaces geben diesen Preisvorteil an ihre Mitglieder weiter, in New York z.B. der NYU Incubators, General Assembly oder ein neuer Standort von Sunshine Studios in der Bronx. Einen interessanten Weg geht auch Gangblank. Der Non-Profit-Coworking Space schließt keine Mietverträge ab. Stattdessen erklären sich die Mitglieder bereit, ein Teil ihres Wissens und ihrer Zeit in bestimmte Einrichtungen der Stadt zu investieren.
Spenden und andere Einnahmen für Non-Profit Coworking Space
Einige der Kunden von Coworking Spaces arbeiten im Non-Profit-Bereich, warum sollten einige Arbeitsräume nicht dem gleichen Geschäftsmodell folgen? Non-Profit bedeutet schließlich nicht, dass der Lebensunterhalt nicht mehr über die Arbeit bestritten werden kann.
Für die Anerkennung als reine Non-Profit-Vereine sind in vielen Ländern rechtliche Vorgaben zu beachten, die Ausrichtung auf Zwecke des Gemeinwohls sollte dabei eine Selbstverständlichkeit sein. Dafür winken im Gegenzug auch viele steuerlichen Vorteile. Ein Beispiel ist Space12. Dieser Coworking wird von von einer Kirche in Austin betrieben und lebt ausschließlich von kleinen und größeren Spenden.
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