Seinem ursprünglichen Geschäftsmodell bleibt WeWork grundsätzlich treu. Aus der Insolvenz kommt das Unternehmen aber deutlich schlanker zurück.
Aktuell betreibt WeWork 586 Standorte weltweit, inklusive seiner Franchises und Joint-Ventures. Dies ist etwa ein Viertel weniger als vor einem Jahr, als es noch 777 waren. Die Zahl der Standorte, die WeWork direkt gehören, wird noch etwas abnehmen. Mindestens zehn weitere schließen bis Ende Juni.
Standorte wurden weltweit geschlossen oder verkauft
Während der Chapter11-Phase wurden in den USA und Kanada besonders viele Standorte aufgegeben. Doch auch in anderen Ländern reduzierte WeWork seine Präsenz oder zog sich wie in Norwegen komplett zurück.
Ebenso wurden einzelne Landesbeteiligungen verkauft. In Indien und Japan gehören die knapp 90 Standorte nun anderen Unternehmen, in Japan dem alten Investor Softbank. Die Standorte bleiben als Franchise voraussichtlich ein Teil von WeWork.
Viele Mitglieder verloren - WeWork kann trotzdem zufrieden sein
Die Zahl der Mitglieder ging mit den Standortschließungen stark zurück. Sie liegt nun bei etwa 550.000, ebenfalls ein Rückgang um ein Viertel im Vergleich zum Juni 2023. Ob die Auslastung deshalb insgesamt gleich blieb, lässt sich daraus nicht konkret ablesen.
Die Insolvenz führte zumindest nicht zu einem Mitgliederverlust, der weit über die Standortschließungen hinaus reichte. Ausgehend von der wenig attraktiven Insolvenzsituation für die Mitgliederakquise kann man mit so einer stabilen Entwicklung zufrieden sein.
Während der Insolvenz selbst wurden keine monatlichen Mitgliederzahlen veröffentlicht. Ein Hinweis geben stattdessen die Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen. Sie schrumpften zwischen Dezember 2023 und April 2024 nur um 4%. Da die Standortausgaben gleichzeitig um mehr als 8% sanken, deutet dies zumindest auf eine leicht gestiegene Effizienz hin.
Wie sieht es bei den Finanzen aus?
Die Insolvenz nach Chapter 11 sollte vor allem die Finanzen so umstrukturieren, dass ein Weiterbetrieb möglich ist. Dies ist mit dem Verlassen nun wie erwartet gelungen.
WeWork konnte sich von Schulden befreien, die vor der Insolvenz entstanden. Insgesamt wurde es dabei 4 Milliarden US-Dollar und vor allem die damit verbundenen hohen Zinsbelastungen los.
Zukünftige Mietverpflichtungen reduzierte WeWork etwa um die Hälfte. Das hört es sich etwas gewaltiger an als es ist, weil damit gleichzeitig die Einnahmen schrumpfen. Ziel war jedoch eine Effizienzsteigerung und die Anpassung der Mieten an eine neue Arbeitswelt, in der deutlich mehr Menschen nicht mehr täglich im (gleichen) Büro arbeiten.
Dafür wurden, wie erwähnt, viele Standorte aber auch Teilflächen geschlossen, die unter den aktuellen Bedingungen unrentabel waren. Für zahlreiche weiter betriebene Standorte konnten Mieten reduziert oder kürzere Laufzeiten ausgehandelt werden. Bei einigen Standorten teilt WeWork künftig seine Einnahmen oder Gewinne mit den Vermietern als Gegenleistung für die reduzierten Mietkosten oder sie werden über Management-Verträge weiterbetrieben. Für einige Standorte stehen noch Verträge heilende Mietzahlungen oder generell abschließende Vertragsverhandlungen aus.
Daneben konnte WeWork sämtliche Verträge für Dienste kündigen, die es u.a. mit den wegfallenden Standorten nicht mehr benötigt.
Die operativen Verluste in der Chapter11-Zeit fielen noch horrend aus. Sie betrugen zwischen Dezember 2023 und April 2024 durchschnittlich etwa 100 Millionen US$ jeden Monat.
Die Zahlen lassen nicht auf die Zukunft schließen, da ein großer Teil der Ausgaben ab Juni wegfällt. Bis zum Jahresende rechnet das neue WeWork mit einem vergleichsweise leichten Verlust von 15 Millionen US$. Operativ läge das Unternehmen jedoch bereits im Plus.
Die gesamte Gewinnzone soll erstmals 2025 erreicht werden. Anschließend plant WeWork mit weiter steigenden Profiten, die jährlich im dreistelligen Millionenbereich liegen.